Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Zwischen den Welten

Französische Revolution - Seite 3

In den frühen 20er Jahren und während seines Studiums wünscht sich Heine eine Umwälzung in Deutschland. Er gelangt zur Erkenntnis, dass die Monarchisten der deutschen Teilstaaten nicht gemeinsam mit den Volksmassen eine politische Freiheit erkämpfen wollen, wie es in den Revolutionen von Frankreich und England der Fall war.

„Es läßt sich nicht leugnen, daß auch die Deutschen die Freiheit lieben. Aber anders wie andere Völker. Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib, er besitzt sie, und wenn er sie auch nicht mit absonderlicher Zärtlichkeit behandelt, so weiß er sie doch im Notfall wie ein Mann zu verteidigen [...] Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er glüht für sie, er flammt, er wirft sich zu ihren Füßen mit den überspanntesten Beteuerungen, er schlägt sich für sie auf Tod und Leben, er begeht für sie tausenderlei Torheiten. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine alte Großmutter.”[Q58]

Im Mittelpunkt seiner politischen Schriftstellerei steht der zukunftsfreudige, optimistische Glaube, dass sein Kampf gegen

die in Deutschland herrschenden Zustände - gegen teutomanischen Chauvinismus, kirchliche Orthodoxie und die Überreste des Feudalismus - von Erfolg gekrönt sein würde. Heine will das Erbe der Aufklärung und der Französischen Revolution weiterentwickeln, so dass in Deutschland eine soziale Gerechtigkeit herrscht und jeder Subjekt seiner eigenen Entscheidungen ist.

Bis Ende der 20er Jahre wartet Heine darauf, dass die Gebildeten, mit politischen Theorien ausgerüsteten Demokraten die öffentliche Meinung lenken werden. Im dritten Teil der Reisebilder schreibt er, dass er einen baldigen Umsturz mit Ungeduld erwartet.

„...und in diesem Augenblicke loderten in mir auf die ersten Flammen jener zwei Passionen, welchen mein späteres Leben gewidmet blieb: die Liebe für schöne Frauen und die Liebe für die französische Revolution...”[Q59]