Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Zwischen den Welten

Februarrevolution - Seite 4

ihrem Übermut, der ebenso lächerlich wie rücksichtslos ist, ihre Großsprechereien sind unglaublich. Sie träumen von nichts anderem als davon, die Hauptrolle in der Weltgeschichte zu spielen, alle im Osten und Westen verlorenen Stämme Deutschland wieder einzuverleiben, und wenn Sie sich nicht beeilen, ihnen das Elsaß wiederzugeben, werden sie nicht säumen, auch Lothringen zu verlangen, und Gott weiß, wo sie in ihren teutomanischen Ansprüchen halt machen werden.”[Q99]

Während Heine in Deutschland lebte, hofft er stets auf eine Revolution des Volkes und seit diese 1848 eingetreten ist, warnt er vor den schlimmen Auswirkungen. Gibt es nun einen Bruch oder eine Wende in Heines Gesinnung?

Im Jahr 1848 spricht Heine mit einem Freund über seine politische Meinung und erklärt, dass er an seinen früheren politischen Ansichten durchaus festhalten würde. Er habe diese neu geprüft und wieder als richtig empfunden. Der alte Zustand Europas sei auf jeden Fall verbesserungswürdig gewesen, aber die Individuen, die daran rüttelten, seien Schwachköpfe und elende Feiglinge. Sie haben sich von Privatinteressen beherrschen lassen und waren dieser großen Sache nicht gewachsen.

Die seit Februar aufgetauchten Freiheitshelden erfüllen ihn mit Ekel. Der begonnene Vertilgungskampf dürfe erst beendet werden, wenn eine der Parteien gänzlich vernichtet sei. Es müsse eine Zeit kommen, wo andere Kämpfer in die Schranken treten würden.

„Die Nachrichten, die ich aus meinem Vaterland erhalte, vergrößern meine Qual.”[Q100]

 

Diese Bemerkungen zeigen, dass von einer Veränderung der politischen Konzeption Heines keine Rede sein kann. Er hält an seiner Auffassung fest, dass keine Kompromisse mit der Machtelite Deutschlands eingegangen werden sollen und dass der Kampf nur durch Waffengewalt entschieden werden kann. Die Schuld am Scheitern der Revolution schiebt er den subjektiven Faktoren - den Teilnehmern - und ihrer Feigheit und Dummheit zu. Die Wortführer können die Forderungen im politischen Bereich nicht mit den sozialen Nöten der Massen verbinden. Die Anliegen der Handwerker, Bauern und Arbeiter gehen unter. Es gibt keine Persönlichkeiten, die keinen Eigennutz kennen und für die materiellen Bedürfnisse und Interessen der Mehrheit einstehen.