Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Zwischen den Welten

Februarrevolution - Seite 2

Heine betrachtet das Ergebnis der Februarrevolution und das Errichten der Republik mit gemischten Gefühlen. Die Klassenkämpfe führen zu großer Not und materieller Unsicherheit. Der Kampf ruiniert zahllose Existenzen und bedroht auch Heine, der literarische Rechte bei kleineren Buchhandlungen und etwas Aktienkapital bei Banken liegen hat. Der frühere revolutionäre Heine sieht sich im Wandel und beobachtet das Geschehen mit Sorge.

„Du hast keinen Begriff davon, welche Misere jetzt hier herrscht. Die ganze Welt ist frei und bankrott. [...] Das Spektakel hat mich physisch und moralisch sehr heruntergebracht.”[Q91]

 

Die Errichtung der Republik sei verfrüht und der neuen Regierung traue er nicht zu, dass diese die schwierigen sozialen und politischen Probleme Frankreichs lösen könne. Sein ehemals für Freiheit einstehendes und kämpfendes französisches Volk verspottet er nun.

„Ludwig Philipp war für dieses Volk der einzig mögliche König und sogar ihn haben sie nach einem Versuch von 18 Jahren, nicht vertragen können. Die Franzosen sind der politischen Livree des Royalismus, der scharlachgläubigen Romantik mit goldenen Tressen entwachsen, sie paßte ihnen nicht mehr am Leibe, sie platzte überall in den Nähten, und sie vertrauten dieselbe mit der republikanischen Bluse, die ihnen freilich zu weitbauchig ist, aber doch freiere Bewegung erlaubt. Sie haben jetzt die Republik und es kommt wenig darauf an, ob sie dieselbe lieben oder nicht leiben. Sie haben sie jetzt, und wenn man einmal so etwas hat, so hat man es, wie man einen Leistenbruch hat, oder eine Frau oder ein deutsches Vaterland, oder sonst ein Gebreste.”[Q92]

Geschwächt durch eine Lähmung vertraut Heine einem Freund an:

„Was die Welt jetzt treibt und hofft, ist meinem Herzen fremd, ich beuge mich vor dem Schicksal, weil ich zu schwach bin, ihm die Stirn zu bieten.”[Q93]