Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Zwischen den Welten

Wartburgfest - Seite 2

„... auf der Wartburg hingegen herrschte jener unbeschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte, als Bücher zu verbrennen! [...] jene mächtigen Formel zu Gebote, womit man den rohen Pöbel beschwört, die Worte „Vaterland, Deutschland, Glauben der Väter" usw. elektrisieren die unklaren Volksmassen noch immer weit sicherer als die Worte: „Menschheit, Weltbürgertum, Vernunft der Söhne, Wahrheit”...!”[Q70]

Es wird deutlich, dass Heine sich dazu berufen fühlt, das Volk auf den richtigen Weg zu leiten. Er sieht die Gefahr, dass die Masse sich viel zu leicht beeinflussen lässt und dies geschieht nicht durch geistige, sondern durch hetzerische Parolen.

Heine beschreibt sehr anschaulich, welcher aggressive Nationalismus in den Studenten steckt, die mit Enthusiasmus die erste Strophe des Deutschlandliedes als ihr Leitmotiv betrachten: „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt”. In Ludwig Börne, eine Denkschrift, schildert Heine bereits erschreckend genau, was die Wartburg'schen Deutsch-Nationalen, die „Altdeutschen”, die Burschenschaftler zu tun gedenken, wenn „Deutschland über alles in der Welt” Geltung habe:

„Im Bierkeller zu Göttingen mußte ich einst bewundern, mit welcher Gründlichkeit meine altdeutschen Freunde die Proskriptionslisten anfertigten, für den Tag, wo sie zur Herrschaft gelangen würden. Wer nur im 7. Glied von einem Franzosen, Juden oder Slawen abstammte, ward zum Exil verurteilt. Wer nur im mindestens etwas gegen Jahn oder überhaupt gegen altdeutsche Lächerlichkeiten geschrieben hatte, konnte sich auf den Tod gefaßt machen...”[Q71]