Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Zwischen den Welten

Hambacher Fest - Seite 2

Heine hofft vor seiner Abreise nach Frankreich, dass die revolutionäre Bewegung, die im Juli 1830 in Frankreich erneut aufkommt, auch auf Deutschland übergreift. Doch das Deutsche Volk braucht zwei Jahre bis es zu einem ersten Widersetzten gegenüber den Regierenden kommt. Trotzdem sieht Heine zufrieden die Maßnahme des Volkes aus der Ferne. Er registriert, dass beim Hambacher Fest, im Gegensatz zu den Ausschreitungen auf der Wartburg, die richtigen Mittel und Worte eingesetzt werden. Hier werden seine Ideale - die der Französischen Revolution - vertreten.

„... und dennoch beurkundetet das Fest von Hambach einen großen Fortschritt, zumal wenn man es mit jenem anderen Feste vergleicht, das einst ebenfalls zur Verherrlichung gemeinsamer Volksinteressen auf der Wartburg stattfand. Nur in Außendingen, in Zufälligkeiten, sind sich beide Bergfeiern sehr ähnlich; keineswegs ihrem tiefen Wesen nach. Der Geist, der sich auf Hambach aussprach, ist grundverschieden von dem Geiste oder vielmehr von dem Gespenste, das auf der Wartburg seinen Spuk trieb. Dort, auf Hambach, jubelte die moderne Zeit ihre Sonnenaufgangslieder, und mit der ganzen Menschheit ward Brüderschaft getrunken;

hier aber, auf der Wartburg, krächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang,und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und getan, die des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! Auf Hambach hielt der französische Liberalismus seine trunkensten Bergpredigten, und sprach man auch viel Unvernünftiges, so ward doch die Vernunft selber anerkannt als jene höchste Autorität, die da bindet und löset und den Gesetzen ihre Gesetze vorschreibt; auf der Wartburg hingegen herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts anderes war als Haß des Fremden und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwissenheit nichts Besseres zu erfinden wußte, als Bücher zu verbrennen!”[Q88]

»Der Zug zum Hambacher Schloss« Zeitgenössische Darstellung