Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Die Pariser Jahre

Korrespondent

Heine fühlt sich in seiner politischen Meinung im Zeitalter der engstirnigen Restauration in Deutschland zusehends eingeengt. 1831 nimmt er das Angebot der Augsburger „Allgemeinen Zeitung” aus dem Verlagshaus Cotta an, als Korrespondent nach Paris zu gehen.

„La force des choses! Die Macht der Dinge! Ich habe wahrhaftig nicht die Dinge auf die Spitze gestellt, sondern die Dinge haben mich auf die Spitze gestellt, auf die Spitze der Welt, auf Paris.”[Q02]

 

Seine Berichte werden unter dem Eindruck der politischen Ereignisse und der neuen Freiheitsideen immer aktueller, politischer und journalistischer. Diesen neuen Anspruch beschreibt Heine selbst. Journalist will er sein. Aufklären durch Erklären will er. Die Mächtigen kontrollieren, in dem er sie beschreibt. Nicht einfach ein Reiseschriftsteller sein oder Augenzeuge. Nein, etwas ganz Neues, Fortschrittliches soll es sein: Journalist, freier Korrespondent in Paris, der seine Texte in zwei Sprachen und auf zwei nationalen Lesemärkten anbietet und verkauft.

1832 startet der zu dieser Zeit bestinformierte deutsche Korrespondent in Paris für die Augsburger „Allgemeine Zeitung” eine Artikelserie unter dem Reihentitel Französische Zustände. Er sieht sich jedoch nicht als allwissender Frankreich-Experte, sondern als „gewöhnlicher Flaneur”[Q03] und bezeichnet sein Schaffen als Geschichtsschreibung der Gegenwart:

„Ich benutze diese Gelegenheit, um aufs bestimmteste zu erklären, dass ich, seit zwei Jahren, in keinem politischen Journal Deutschlands, ausser der „Allgemeinen Zeitung”, eine Zeile drucken lasse. Letztere, die ihre weltberühmte Autorität so sehr verdient und die man wohl die „Allgemeine Zeitung” von Europa nennen dürfte, schien mir eben wegen ihres Ansehens und ihres unerhört grossen Absatzes, das geeignete Blatt für Berichterstattungen, die nur das Verständnis der Gegenwart beabsichtigen. Wenn wir es dahin bringen, dass die grosse Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Hass und Krieg verhetzen, das grosse Völkerbündnis, die Heilige Allianz der Nationen, kommt zustande,