Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Die Pariser Jahre

Ton und Thematik - Seite 3

Der Kernpunkt von Heines Sprachbewusstsein wird hier klar. Der Gedanke allein ist macht- und wirkungslos, solange er nicht über das angemessene sprachliche Ausdrucksmittel verfügt. Die Sprache entscheidet über die Wirkungskraft einer Idee. Eine neue Idee braucht also auch eine neue Sprache, die sie hörbar macht und sichtbar formuliert.

Die Sprache ist für Heine ein wichtiges Werkzeug zur Überwindung der geistigen und politischen Unfreiheit, aber auch eine entscheidende Quelle der politischen Macht. Bisher stand die Macht der Sprache allein den Privilegierten zu. Heine wirft ihnen vor, verantwortlich für die verheerenden Rückstände in Deutschland zu sein, da sie durch die unverständliche Bildungssprache die politische Integration des Volks verhindern.

„Ich glaube, es ist nicht Talentlosigkeit, was die meisten deutschen Gelehrten davon abhält, über Religion und Philosophie sich populär auszusprechen. Ich glaube, es ist Scheu vor den Resultaten ihres eigenen Denkens, die sie nicht wagen, dem Volke mitzuteilen. Ich, ich habe nicht diese Scheu, denn ich bin kein Gelehrter, ich selber bin Volk. Ich bin kein Gelehrter, gehöre nicht zu den siebenhundert Weisen Deutschlands.”[Q25]

Heinrich Heine, Lithografie von Julius Giere, 1839