Heinrich Heine - Dichter und politischer Feuilletonist

Wege nach Frankreich

Düsseldorf - Seite 2

In Düsseldorf erlebt der kleine Harry Heine seine Abenteuer in einer politisch unruhigen Zeit. Es ist die Zeit, in der Napoleon das Rheinland besetzt und Düsseldorf die Hauptstadt des neu geschaffenen Großherzogtums Berg ist. Die Gebiete links und rechts des Rheins werden von französischen Soldaten und Beamten, von französischen Gesetzen und der französischen Sprache beherrscht.

Harry ist ein temperamentvoller und lustiger Junge, der voller Überraschungen steckt und spaßige Streiche liebt. Er lässt keine Gelegenheit aus zu naschen und wird nicht selten von seinem Vater in den Hühnerstall des Hauses eingesperrt, wenn er wieder einmal etwas aus der Küche stibitzt. Was Harry sich einmal in den Kopf gesetzt hat, macht er auch. So mischt er seiner Lehrerin aus lauter Hass feinen Sand zwischen den Schnupftabak, wehrt sich gegen das Violinespielen und auch gegen das Tanzen. Letzteres so stark, dass er eines Tages seinen schmächtigen Tanzlehrer aus dem Fenster in einen Misthaufen des nachbarlichen Hofes wirft.

Düsseldorf, Stich von J. M. Kolb

Schon früh interessiert sich Harry für alles Geschriebene. Auf dem Dachboden des Hauses seines Onkels Simon van Geldern in der Mertensgasse - nur einige Meter entfernt von seinem Geburtshaus - stöbert er immer wieder in staubigem Gerümpel und schmökert in alten Büchern über Alchemie, Astrologie und Philosophie. Insbesondere die Aufzeichnungen eines Großonkels, der den Orient bereist hatte, regen seine Fantasien an. Wichtig sind für ihn die vielen tausend mächtigen Bücher der Bibliothek, wo er eifrig Lektüre ausleiht. Schon als Schüler schreibt Harry erste Gedichte.