Ohne Dozenten geht es nicht

Online-Kurse produzieren Lernsklaven und höchste Abbrecherquoten

Die ZEIT vom 9. Januar 2014, S. 61

Bildung gibt es wie Anzüge von der Stange: als Massenware«, schrieb der Bildungs-Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, im November an dieser Stelle. Studierende an deutschen Universitäten würden mit einem im Prinzip seit Jahrhunderten unveränderten System von Einheitsvorlesungen abgespeist. Das Angebot sei für alle gleich. Online-Unis hingegen böten die freie Wahl aus einem ständig wachsenden Angebot an massive open online courses, den so genannten MOOCs. Statt ein paar Hundert Studenten im Hörsaal folgen mittlerweile Hunderttausende den einzelnen Internet-Seminaren. Für Dräger ist es eine »faszinierende Vorstellung«, dass sie so bei den besten und engagiertesten Professoren kostenlos und gemeinsam mit vielen anderen aus aller Welt studieren können. Und wie bei iTunes, wo sich jeder aus dem weltweiten Angebot persönliche Hitlisten zusammenstellen kann, könne man sich bei Online-Unis ein individuell passendes Curriculum zusammen klicken. Das sei das personalisierte Studieren der Zukunft.

Das klingt phantastisch. Doch die Praxis sieht gänzlich anders aus. Konkret werden den Hunderttausenden lediglich Videos von Vorlesungen auf YouTube oder anderen Plattformen vorgesetzt, die ihre Kommilitonen an Präsenzhochschulen besuchen. Statt in Seminaren und Übungen den gelernten Stoff mit Dozenten zu vertiefen, besteht die Betreuung online aus Multiple Choice-Fragen oder einem Quiz. Jeder schaut für sich allein, begleitet von einer Software, die alle Handlungen aufzeichnet, damit ein Algorithmus die nächsten Lernaufgaben berechnen kann. Individualisiert steht somit für sozial isoliert, denn weder Chats, Tweets oder Online-Friends ersetzen reale Sozialkontakte.

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Siehe auch: Sebastian Thrun im Interview: “MOOCs sind noch nicht gut genug
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Jörg Dräger: Maßgeschneiderte Vorlesungen für alle